VOM BAUM ZUR PLATTE


Arbeits- und Schreibtischplatten sowie Küchen-, Badezimmer- und Wandschränke werden heute nur noch selten aus Vollholz gefertigt. Basiswerkstoff sind in der Regel Spanplatten, veredelt mit trendgerechten Dekoren und Oberflächen. Doch auch diese Platten bestehen zu knapp 90 Prozent aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz – jedenfalls wenn sie aus den Werken der EGGER Gruppe stammen. 

Das österreichische Familienunternehmen ist ein Komplettanbieter für den Möbel- und Innenausbau sowie für den konstruktiven Holzbau und für holzwerkstoffbasierende Fußböden mit weltweit 18 Produktionsstandorten. Zu den Materialien, die EGGER für den Möbel- und Innenausbau anbietet, zählen verschiedenste Holzwerkstoff-Trägerplatten, die mit einem melaminharzgetränkten Dekorpapier beschichtet werden. Neben Spanplatten können MDF-, OSB-Combiline-, oder Leichtbauplatten als Trägermaterial dienen. Außerdem gehören zum Produktspektrum Arbeits- und Kompaktplatten, Möbelfertigteile, Verbundplatten in den unterschiedlichsten Ausprägungen, Leichtbauplatten, Fensterbänke und Kanten. Dekorative Oberflächen, wie etwa die Feelwood-Serie, lassen die Holzwerkstoffe wie Echtholz aussehen und fühlen sich auch so an.

Großformatige, dreischichtige Spanplatten
Erste industrielle Produktion im Jahr 1946 in der Schweiz
Erfindung der Spanplatte
1930 durch Max Himmelheber
Contiroll-Presse
bis zu 70 Meter lang

ROHSPANPLATTE – DIE BASIS


Grundlage für die meisten dieser Platten – und natürlich auch Teil des Portfolios – sind Rohspanplatten mit einer Mittelschicht mit gröberen und Deckschichten aus feinen Holzspänen. Sie sind der Klassiker unter den Trägermaterialien mit zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten in allen Bereichen. Durch den Dreifachaufbau eignen sie sich bestens für das Aufbringen der unterschiedlichsten Beschichtungen.

NACHHALTIG UND CO2-NEUTRAL


Die Herstellung der Rohspanplatten beginnt mit der Zerspanung des Holzes. EGGER nutzt für seine Produktion Industrierundholz, Sägenebenprodukte und Recyclingholz. Anschließend folgt die Trocknung der Späne mit Wärme aus der werkseigenen Biomassekesselanlage. Der Kessel wird übrigens nachhaltig mit biogenen Produktionsresten, die sich nicht mehr für die Produktion eignen, sowie Biomasse beheizt. Die Abwärme der Anlage wird am EGGER Stammsitz St. Johann in Tirol ihrerseits für die Fernwärmegewinnung genutzt – ganz im Sinne der besonders nachhaltigen Produktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Damit ist EGGER Vorreiter in der Holzwerkstoffindustrie.

VON SORTIERTEN SPÄNEN ZUR GESCHLIFFENEN PLATTE


Im nächsten Schritt, der Trockenspanaufbereitung, folgt die Sortierung nach Spangrößen. Danach werden die trockenen Späne – getrennt nach Deck- und Mittelschicht – in Spänemischern mit Leim, Härter und Paraffinemulsion vermengt und anschließend der sogenannte ContiRoll-Presse mittels kontrollierter Streuung zugeführt. Diese kontinuierlich arbeitende Rollenpresse verpresst die Mischung dann mit hohem Druck und hohen Temperaturen zu einer endlosen Spanplatte der jeweils benötigten Stärke. Diese wird direkt nach Verlassen der Presse beidseitig besäumt und mit einer Diagonalsäge auf die gewünschte Länge gebracht bzw. formatiert. Am Ende der Rohspanplatten-Produktion steht das Schleifen der Platten. Sechs bis zehn Schleifköpfe glätten die Platten beidseitig und kalibrieren sie dabei dickengenau. Nach dem Auskühlen werden die Platten in Großstapeln eingelagert, bis sie entsprechend ausgeliefert oder weiterverarbeitet werden.

DIE VEREDELUNG


EGGER veredelt fast alle produzierten Rohspanplatten zu melaminharzbeschichteten Platten. Hierzu werden Dekorpapiere verwendet, welche zunächst den Schritt der Imprägnierung durchlaufen: Dabei fährt das trockene Papier von der Rolle mehrfach durch Harzbäder, bevor es getrocknet auf die gewünschte Länge geschnitten und auf Transportwagen gelagert wird. Sowohl das ausgewählte imprägnierte Dekorpapier als auch die zu beschichtende Rohplatte werden anschließend einer Kurztaktpresse zugeführt. Dies geschieht mittels Transportwagen und automatisch. Im ersten Schritt entfernen Bürsten sämtliche Fremdkörper von der Rohplatte, um eine Beeinträchtigung der Oberflächenqualität des Endprodukts auszuschließen. Danach schichtet die Presse imprägniertes Papier, Rohplatte und imprägniertes Papier wie ein Sandwich aufeinander. Die Zahl der Papierlagen in den beiden Deckschichten hängt dabei maßgeblich vom finalen Dekor der beschichteten Platte ab: Je stärker strukturiert die finale Oberfläche sein soll, desto mehr Papierlagen werden benötig. Für die Glanz-, Material- oder Tiefeneffekte auf der Plattenoberfläche sorgen in der Presse platzierte verzinkte oder verchromte Matrizen aus Stahlblech. Sie prägen ihre Struktur in das Papier. Anschließend werden die Sandwiches aus Rohplatte und strukturiertem Papier bei Temperaturen von mehr als 170 °C verpresst. 20 Sekunden genügen, damit das Harz fließt und polymerisiert und auf diese Weise für die Haftung zwischen den einzelnen Schichten sorgt.

VOR DER AUSLIEFERUNG


Nach der Presse werden die Plattenkanten von dem überstehenden Papier befreit und zusätzlich einer abschließenden Sichtprüfung unterzogen. Für manche Aufträge werden die Platten zudem vor dem Versand noch auf die gewünschten Abmessungen zugeschnitten. Am Schluss stehen das Stapeln, Verpacken, Etikettieren und Einlagern der fertigen Produkte. Dabei werden Platten mit besonderen Strukturen oder sehr empfindlichen Oberflächen zusätzlich mit eine abziehbaren Schutzfolie versehen. Anschließend folgt der Weitertransport der fertigen Platten zu den Kunden der Küchen-, Bad- oder Büromöbelindustrie, zu Holzhändlern oder auch in die firmeneigenen Möbelteilefertigungen von EGGER.

TECHNOLOGIE VON IMA SCHELLING


In der Plattenproduktion verlässt sich EGGER in vielen Bereichen auf die Technologie der IMA Schelling Group so beispielsweise bei der Papier- und Rohplattenkommissionierung sowie bei der Fördertechnik und bei Logistikkomponenten rund um das Materialhandling von Hochregallagern. Zuschnittanlagen sowie Verpackungslinien für Standardformate und Möbelfixmaße stammen ebenfalls aus Schwarzach. Und auch in der Möbelteilefertigung in den Werken Bünde (D) und St. Johann setzt die EGGER Gruppe auf Anlagen der IMA Schelling Group. So erfolgt der Zuschnitt beispielsweise auf zwei großen Plattenaufteilanlagen vom Typ AHS und zwei fh 6 Plattenaufteilsägen. Für die Kantenbearbeitung kommen vier Kantenstraßen mit doppelseitigen Combimas für die Serienfertigung sowie zwei einseitige Novimaten zum Einsatz. Zudem ist ein Bearbeitungszentrum vom Typ BIMA Px80 für die Bearbeitung von Freiformteilen bereits bestellt.

ÜBER EGGER


Die EGGER Gruppe mit Stammsitz in St. Johann in Tirol gehört zu den international führenden, Holz verarbeitenden Unternehmen. Das Familienunternehmen, das 1961 gegründet wurde, produziert heute an 18 Standorten weltweit mit rund 9.600 Mitarbeitern. EGGER versteht sich als Komplettanbieter für den Möbel- und Innenausbau, für den konstruktiven Holzbau sowie für holzwerkstoffbasierende Fußböden (Laminat-, Kork- und Designfußböden). Abnehmer sind die Möbelindustrie, der Holz-Fachhandel, sowie Baumärkte und DIY-Geschäfte. Im Geschäftsjahr 2017/2018 erzielte die Gruppe einen konsolidierten Umsatz von rund 2,68 Mrd. Euro.
Weitere Infos unter: 

 

SOLUTION - DAS ZUKUNFTSMAGAZIN


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