

Für ihren spanischen Kunden Gamadecor konzipierte die IMA Schelling Group eine Anlage, die auf engen Platzverhältnissen eine überdurchschnittliche Schichtleistung erbringt. Dafür entwickelte der Anlagenbauer einige originelle Lösungen für den Bearbeitungsprozess.
Immer wieder erreichen hochspezifische Anforderungen die Anlagenspezialisten bei IMA Schelling. Eine ganz besondere Anfrage kam vom spanischen Hersteller Gamadecor. Mit 35 Jahren Erfahrung in der Branche ist er der größte Küchenherstellers Spaniens. Über ein weltweites Netz an Fachgeschäften sind die Küchenmöbel sowie Badezimmer- und Wohnmöbel des Unternehmens praktisch überall auf der ganzen Welt zu haben.
Bei IMA Schelling beauftragte Gamadecor eine vollverkettete, vollautomatisierte Losgröße-1-Anlage für die Fertigung von Fronten und Korpusware, die zwei spezielle Forderungen zu erfüllen hatte: Sie sollte an die vorhandene Montagelinie auf einem schmal bemessenen Platz untergebracht und angebunden werden – und eine Kapazität von mindestens 1300 bis 1400 Bauteilen pro Schicht leisten.
„Das war in der Tat eine ordentliche Herausforderung“, erzählt Ralf Schumacher, Sales Area Manager bei IMA Schelling. Ein intensiver Planungs- und Projektierungsprozess war notwendig. Die Ingenieure von IMA Schelling sahen sich die Produktionsgegebenheiten vor Ort im ostspanischen Villereal an. Sie planten, entwickelten und suchten nach kreativen Konzepten. Und sie fanden schließlich eine Lösung, die sämtliche Anforderungen erfüllte.
Herzstück des Konzepts ist eine Losgröße-1-Aufteil- und Bearbeitungsanlage Performance.cut. Ausgestattet mit Fräsaggregaten kann sie nicht nur Platten aufteilen, sondern auch zusätzliche Aufgaben ausführen wie Nuten und Bohrungen sowie Fälze und Diagonalschnitte. Um die Leistung der Maschine noch weiter zu steigern, haben die Experten von IMA Schelling sie mit zwei Hauptspindeln ausgestattet. Dadurch erbringt die Performance.cut eine überdurchschnittlich hohe Zuschnittleistung von 1750 Bauteilen pro Schicht. „Die von Gamadecor geforderte Gesamtleistung kann so mit nur einer Maschine bewältigt werden. Das spart natürlich Platz“, betont Schumacher. Zusätzlich reduziert es die Kosten für Investitionen, Absaugung und Bedienpersonal.
Der IMA Schelling-Lösung zufolge schließt sich daran im Bearbeitungsprozess eine kombinierte automatische Format- und Kantenbearbeitungsmaschine vom Typ Combima an, auf der die Platten je nach Wunsch per Verleimen und per Laser bekantet werden. Um Unterschiede in der Output-Leistung zwischen beiden Maschinen auszugleichen, ist ein vertikaler Teile-Puffer zwischengeschaltet.
Auf Kundenwunsch wurde die Anlage mit insgesamt vier Möglichkeiten zum Ein- oder Ausschleusen von Teilen ausgestattet. Im Anschluss an die Performance.cut können Restteile entnommen, auf einer vorhandenen Säge zugeschnitten und anschließend wieder eingeschleust werden. Gleiches ist im Anschluss an die Kantenbearbeitung und vor der Sortierung möglich.
Um weiteren Platz einzusparen, haben die Profis von IMA Schelling die Transporteinheiten an verschiedenen Stellen in zwei Ebenen horizontal übereinander konfiguriert. Der Materialfluss ist so besonders effizient organisiert und konnte optimal in die bestehenden Abläufe von Gamadecor integriert werden. Gesteuert wird die gesamte Anlage über die Anlagensteuerung IPC.Net aus dem Hause IMA Schelling. Für den Kunden hat dies den großen Vorteil, dass er alles aus einer Hand bekommt – ohne Schnittstellenprobleme.
Die grundsätzlichen Anforderungen des Kunden waren damit erfüllt, Gamadecor hatte allerdings noch zwei weitere individuelle Wünsche. Neben Spanplatten-Bauteilen sollten auch MDF-Fronten profiliert werden, was zusätzliche Bearbeitungszeiten und -aggregate erforderlich macht. Dafür entwickelte IMA Schelling eine originelle Lösung, die Zeit bei der Bearbeitung spart. Für Spanplatten-Bauteile wie Einlegeböden, die nur eine verleimte Kante an der Längsseite erhalten, wurde eine Parallelfrässtation eingebaut. Auf dieser werden Einlegeböden mit nur zwei Durchläufen in der Kantenbearbeitung gefertigt, anstelle der sonst üblichen vier Durchläufe.
Zum Abschluss der Bearbeitung wünschte sich Gamadecor die Werkstücke in einer aufrechten Position. Die IMA Schelling-Lösung dafür: „Vor der Sortierung integrierten wir einen dynamischen Werkstückwender und danach eine Werkstück-Aufrichtstation“, erläutert Schumacher. Für die Sortierung selbst entwickelte IMA Schelling zwei hocheffiziente Sortierzellen mit je einem Robot.sort-Roboter und je vier Sortierregalen, die zusammen den Zuschnitt einer Arbeitsschicht fassen können.
Die individuellen Kundenanforderungen sind der Maßstab für die Entwicklungs- und Projektierungsarbeit bei IMA Schelling. „Für Gamadecor konfigurierten wir eine maßgeschneiderte Gesamtlösung aus unseren Hochtechnologie-Anlagen, mit einigen wirklich originellen Fertigungsabläufen darin“, betont Schumacher. Die Ingenieure und Experten des Unternehmens aus den Bereichen Materialflusssimulation, Anlagensteuerung, Robotik und Zuschnitt- und Leistungsberechnung sowie Anlagenkonzeptionierung arbeiten im Projektierungsteam zusammen, um eine Lösung zu entwickeln, die alle Anforderungen umsetzt, seien sie auch noch so anspruchsvoll.